Foto vom 1. Konzert der Congress Park Sinfonioe mit den Streichern des Orchesters auf der Bühne, der Dirigent mit dem Rücken zum Publikum

1. Sinfoniekonzert begeistert Publikum

Nach einjähriger Corona-Pause, in der der Congress Park Hanau eine kleine, aber feine Reihe von vier einzelnen Konzerten unter dem Titel „Congress Park Sinfonie SPEZIAL“ veranstaltete, war es am Samstag endlich soweit: Die Sinfoniereihe startete in ihre 11. Saison – mit einem außergewöhnlichen Konzert.

Um es vorweg zu nehmen: Das erwartungsvoll gespannte Publikum im sehr gut besetzten Paul-Hindemith-Saal wurde nicht enttäuscht. Die Neue Philharmonie Frankfurt, seit 2009 Orchester der von der Betriebsführungsgesellschaft Hanau veranstalteten Reihe, präsentierte sich in Bestform, und zeigte sich den hohen musikalischen Ansprüchen mehr als gewachsen. Chefdirigent Jens Troester hatte sich etwas Besonderes ausgedacht und zwei Sinfonien aufs Programm gesetzt. Auf eine Ouvertüre und ein Instrumentalkonzert, sonst fester Bestandteil eines Konzertabends, wurde verzichtet. So stand sein Orchester von Anfang an im Vordergrund, und wurde am Ende mit Bravorufen und tosendem Applaus gebührend gefeiert.

Zu Anfang spielte die Neue Philharmonie Frankfurt in kleiner Besetzung Mozarts frühe A-Dur-Sinfonie KV 201. Ein charmantes Werk, das den 17-jährigen Komponisten von seiner sonnigsten Seite zeigt. Trotz der vermeintlichen Einfachheit setzt es eine hohe Spielkultur voraus, insbesondere die Streicher des Orchesters sind in Klangschönheit, Präzision und Zusammenspiel gefordert. Blitzsauber und reaktionsschnell, dabei stets elegant, an keiner Stelle forcierend oder zu Extremen neigend, führte Jens Troester durch die Sinfonie.

Dass die Konzertpause schon nach gut dreißig Minuten erfolgte, steigerte den Appetit auf Mahlers Erste, beide Konzertteile verhielten sich ein wenig wie Vorspeise und Hauptgang. Die Bühne füllte sich mit einer beeindruckenden Zahl von Musizierenden, Troester wartete lang, um in die Stille des Raums den ersten Ton zu legen. Gleich die erste Herausforderung der Sinfonie, drei Trompeten-Fanfaren nicht auf der Bühne, sondern, wie von Mahler gefordert, „in sehr weiter Entfernung aufgestellt“ spielen zu lassen, gelang hervorragend. Nach und nach belebte sich die Musik, von Vogelrufen und dem Hauptthema, der Liedmelodie „Ging heut’ morgen übers Feld“, getragen. Orchester und Dirigent schwelgten in einem von Mahlers romantischsten Sätzen. Handfester dann der zweite Satz, ein robuster Ländler samt delikatem Trioteil, genüsslich ausmusiziert mit feinen Glissandi in den Streichern und schönen Soli in den Bläsern.

Ist Mahlers Sinfonie bis hierhin noch vergleichsweise konventionell, so schlägt die Stimmung im dritten Satz um: Die geisterhafte Atmosphäre eines Trauermarsches wurde von Solo-Pauke und Solo-Kontrabass perfekt in Szene gesetzt. Troester und das Orchester scheuten sich nicht, die skurrilen, für Mahler so typischen plötzlichen Stimmungsumbrüche, die unvermittelt einfallenden Marsch- und Klezmer-Musiken, angemessen pointiert und drastisch zu musizieren. Das ohne lange Pause folgende Finale war der wirklich atemberaubende Höhepunkt des Abends: Posaunen, Trompeten, am Schluss im Stehen spielende Hörner, das Schlagwerk, das gesamte Orchester steigerte sich zu einem überwältigenden Klangrausch, geradezu entfesselt von Troester, der den donnernden Schlussakkord mit einem Sprung krönte. Auch das Publikum riss es danach von den Sitzen: Minutenlanger, begeisterter Applaus für ein stolzes Orchester und einen sichtlich bewegten Dirigenten.

Begeisterung und Musizierfreude zeichnen die Neue Philharmonie Frankfurt aus, den Spaß sieht man den Musikerinnen und Musikern an, und er überträgt sich aufs Publikum, das „sein“ Orchester ins Herz geschlossen hat. Dass die Qualität stimmt, auch bei den großen Werken des romantischen Repertoires, hat dieses Konzert eindrucksvoll bewiesen. Ein gelungener Auftakt – man darf gespannt sein auf die weiteren Konzerte der Reihe: Im Dezember leitet Gastdirigent Bernhard Forck ein festlich-barockes Programm, im März gibt es eine Congress Park Sinfonie unter anderem mit Gershwins „Amerikaner in Paris“, im Mai dann Rachmaninoffs Zweites Klavierkonzert und Schumanns Erste Sinfonie. Neben diesen Konzerten der Congress Park Sinfonie spielt das Orchester Neujahrskonzerte, ein Programm mit Musik von Pink Floyd in der Alten Oper Frankfurt und im November ein Konzert mit Superstar Robbie Williams in der Hamburger Elbphilharmonie.

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